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WM-Silber, das nicht glücklich macht

Ich weiß ja, es war nur ein Kugelstoß-Duell. Es war auch wahnsinnig spannend. Trotzdem, gebe ich ganz ehrlich zu, wurmt mich der Ausgang bei den 15. Hallen-Weltmeisterschaften in der Ergo-Arena von Sopot gewaltig. Der Unmut wird auch nicht so schnell vergehen, obwohl man nie traurig sein sollte, wenn man eine Medaille bei Weltmeisterschaften gewonnen hat.

 

Ich bin es trotzdem aus zwei Gründen. Zum einen wollte ich endlich auch unterm Dach Weltmeister werden. Gleichzeitig wollte ich unbedingt die 22-Meter-Marke knacken. Das ist überfällig. Ich fühlte mich auch blendend. Schon die gesamte Hallensaison über. In sieben Wettkämpfen habe ich sechsmal über 21 Meter gestoßen. Das gelang mir noch in keiner anderen Saison. Ich war bis Sopot unbesiegt, die Serie sollte nicht reißen.  Auftrieb gab mir zudem das Daumendrücken meiner vielen Fans.

 

Unterm Strich wurde ich wieder nur Zweiter wie schon vor zwei Jahren in Istanbul. Damals wie diesmal war Ryan Whiting besser. Glückwunsch an den Amerikaner! Mit 22,05 Metern im vierten Versuch gelang dem Drehstoßspezialisten auch der einzige Stoß über 22 Meter.

 

In Istanbul hatten mir elf Zentimeter, diesmal 26 Zentimeter zum Gold-Coup gefehlt. Es war bitter, denn damit verpasste ich auch die Chance, mit dem „Grand Slam“ Geschichte zu schreiben: Mit dem Indoor-Titel wäre ich der erste Leichtathlet gewesen, der sich Weltmeister bei der Jugend, den Junioren sowie bei den Erwachsenen im Freien und in der Halle nennen dürfte. Den weltmeisterlichen Grand Slam in Einzel-Wettbewerben haben bislang nur Valerie Adams (Neuseeland/Kugel), Veronica Campbell-Brown (Jamaika/Sprint) und Jelena Issinbajewa (Russland/Stabhoch) geschafft.

 

 

Nachdem ich mich am Freitagvormittag (7. März) noch locker mit der Vorkampf-Bestweite von 21,24 Metern (Whiting 20,75) für das abendliche Finale qualifiziert hatte, begann der Kampf um die Medaillen dann auch nach Wunsch. Whiting hatte den Wettkampf mit 20,89 Metern eröffnet, ich konterte als letzter Stoßer mit einer Anfangsweite von 21,35 Metern. Es war Saisonbestleistung. Als sich Whiting im zweiten Versuch auf 21,47 Meter steigerte, konterte ich wieder. Die Kugel flog auf 21,79 Meter. Das war schon eine Hausnummer. Ich glaubte aber im Gegensatz zu vielen Experten nicht, dass die weite zum Sieg reichen würde. Leider trog mich meine Vorahnung nicht.

 

Nachdem wir beide unsere dritten Versuchen ungültig machten, erwischte Whiting die Kugel richtig gut und setzte sich mit bereits besagten 22,05 Metern an die Spitze. So sehr ich mich dann auch mühte, die Lockerheit war plötzlich bei mir weg. Die Stöße vier und fünf lagen auch weit über 21 Meter, doch ich konnte sie nicht einfach nicht halten. Geändert hätte es an der Platzierung nichts, dafür hätte ich über 22 Meter stoßen müssen. Whiting schaffte im fünften versuch 21,95 Meter, ehe er den Wettbewerb mit 21,11 Meter beendete. Mein letzter Versuch wurde mit 21,19 Metern vermessen. Bronze gewann der überraschend starke Neuseeländer Tomas Walsh mit 21,26 Metern vor dem zweimaligen Olympiasieger Tomas Majewski, der zur Enttäuschung seiner Landsleute mit 21,04 Metern nur Vierter wurde.

 

Ich denke, es war ein mentales Problem, reine Kopfsache, dass ich die 22 Meter wieder nichtknacken konnte, die ich mir so sehr mit meinem Trainer Sven Lang vorgenommen hatte. Im Training in Kienbaum hatte ich die magische Marke ja schon x-mal übertroffen. Na ja, dann werde ich sie eben das erste Mal im Freien stoßen.

 

Für Whiting, der vier Jahre älter ist als ich, sind die Duelle gegen mich immer etwas ganz Besonderes. Für mich sind sie natürlich auch reizvoll. Unterm blauen Himmel konnte ich ihn bei den wichtigsten Wettkämpfen – wie den Olympischen Spielen in London und den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 – immer besiegen. Was ihn wiederum mächtig nervt. Er hat schon recht, wenn er wie am Freitagabend nach dem Wettkampf sagte: „Ihr erlebt gerade den Beginn der wahrscheinlich größten Rivalität zweier Kugelstoßer in der Leichtathletik-Geschichte.“ Wir werden uns gewiss noch oft im Kugelstoßring begegnen. Nächstes Jahr sind die Weltmeisterschaften in Peking, 2016 die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Ich freue mich schon jetzt auf die Duelle.

 

Lustig wurde es am Abend trotzdem noch. Denn ein halbes Jahr nach meinem WM-Triumph von Moskau habe ich mein Versprechen beim Reuters-Fotografen Kai Oliver Pfaffenbach eingelöst. Ich lud ihn auf ein polnisches Bier ein. Kai hatte mir ja am 16. August im Lushniki-Stadion per „Foto-Beweis“ die Goldmedaille gerettet.

 

 

Zur Erinnerung: Die Kampfrichter hatten nach meinem Gold-Stoß von 21,73 Metern zunächst die rote Fahne geschwenkt. Ich konnte es nicht fassen, protestierte. Kai sagte mir dann, dass er den Versuch fotografiert hat. Mit den Offiziellen schaute ich mir Kais Bilder an. Danach war die Sache klar. Das Bier hatte sich Kai redlich verdient.

 

Die letzten Wochen haben echt geschlaucht, Ich werde jetzt eine Woche ausspannen. „Dann geht es ins Trainingslager nach Portugal. Ich möchte noch einmal allen danken, die mich für die Hallen-Weltmeisterschaften fit gemacht haben: Angefangen von meinem Trainer bis hin zu Physio Reimund Igel. Ich habe das beste Team der Welt und auch die besten Fans, die es geben kann!

 

 

Euer Storli